Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Gruppenpfarramt des Evangelischen Dekanats Vogelsberg macht sich auf den Weg in die nächste Dekade

          „Mut zur Veränderung“ beim „Vollsortimenter“

          Traudi SchlittOlaf Petters vom IPOS moderierte den zweiten Teil des Studientages.

          50 Jahre ist es alt, das Gruppenpfarramt (GPA) im Evangelischen Dekanat Vogelsberg – eine stolze Zahl, die im vergangenen Jahr gebührend gefeiert wurde. Und ein Alter, in dem man sich die Frage stellt: Wie kann es weitergehen?

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          Sind die Strukturen so, dass sie der Realität in den Kirchengemeinden entsprechen? Was bedeutet der Verlust an Bindekraft für die Kirche vor Ort? Wie verändert sich die Nachfrage nach kirchlichen Angeboten? Und wie begegnet man eigentlich den schrumpfenden Dörfern? 13 Kirchengemeinden, 20 Dörfer, fünf Pfarrerinnen und Pfarrer und 5.000 Mitglieder gehören zu dem Zusammenschluss, der als solcher bereits richtungsweisend in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ist. Doch welche Schritte führen das Gruppenpfarramt in die Zukunft? Wie kann „GPA 2030“ gelingen und aussehen?

          Auf den Weg in die Zukunft haben sich die Pfarrerinnen und Pfarrer des GPA schon seit geraumer Zeit gemacht. Gemeinsam mit dem Organisationsberater Olaf Petters vom IPOS (Institut für Personalberatung und Organisationsentwicklung und Supervision in der EKHN) beraten sie über Chancen und Realitäten. Anfang März fand erstmals ein gemeinsamer Studientag zu diesem Thema statt, an dem alle Kirchenvorstandsmitglieder des GPA teilnehmen konnten. Unter dem vielsagenden Motto „Zurück in die Zukunft“ sollen gemeinsame Überlegungen und Schritte auf den Weg in die nächste Dekade führen.

          Impulsvorträge dazu lieferten am Vormittag der Tagung in einem Gebäude des CVJM-Feriendorfes in Herbstein Olaf Petters, Dekanin Dr. Dorette Seibert und Moderator Ralf Müller. Letzterer rückte sowohl die derzeitigen vielfältigen Aktivitäten im Gruppenpfarramt in den Blick – angefangen bei der Anzahl der Gottesdienste über außergewöhnliche, gemeindeübergreifende Aktivitäten bis hin zum gemeinsamen Gemeindebrief – als auch die demographischen Herausforderungen, belegt durch die MORO-Studie des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Einer bunten Vielfalt von Aktivitäten steht eine älter werdende Bevölkerung gegenüber. Jüngere Menschen und Familien nutzen kirchliche Angebote nur sporadisch und sehr ausgewählt – ersichtlich an dem Interesse an Weihnachts- oder besonderen Gottesdiensten sowie den Kasualien, hier in erster Linie Trauungen und Taufen. Müller gab auch einen Überblick über den Gebäudebestand in der in Frage kommenden Region: 17 Kirchen gibt es hier, vier Gemeindehäuser, daneben vier Pfarrhäuser und vier anders genutzte Gebäude, darunter die Kita in Groß-Felda.

          Aus all diesen Feststellungen heraus, gab der Moderator verschiedene Aufgaben und Gedankenspiele an die einzelnen Gruppen heraus: Die Frage nach dem Gottesdienstplan war Gegenstand einer Betrachtung: Hierbei stellte sich am konkreten Beispiel der Ostergottesdienste, die natürlich jedes Dorf gerne vor Ort feiern möchte, die Frage, wie sinnvoll ein Festhalten an Traditionen ist und wie eine Bündelung gelingen könne. „Schaffen wir damit Fortschritt oder schaffen wir uns ab?“ – diese Frage bleibt im Verlauf des Prozesses eine von vielen, die noch zu beantworten wäre.

          Wie nutzen wir unsere Gebäude? Und welche davon brauchen wir eigentlich in zehn Jahren noch? Diese Frage ging eine zweite Gruppe nach. Obwohl bereits Häuser derzeit zum Verkauf stehen (die Pfarrhäuser in Meiches und Stumpertenrod sowie der dortige Pfarrsaal), bleibt der Gebäudebestand hoch. Gut genutzt seien die Gemeindehäuser von verschiedenen Institutionen, die Kirchen dagegen häufiger eher leer. Dennoch: Von den Gotteshäusern möchte sich auch in Zukunft niemand verabschieden – viel eher könnten vielleicht Aktivitäten aus den Gemeindehäusern dort angesiedelt werden. Die Verhandlungsgrundlage für die Zukunft war damit eindeutig: „Die Kirche muss im Dorf bleiben!“

          Eine dritte Arbeitsgruppe widmete sich der Frage, welche Aktivitäten die Kirche vor Ort anbietet. Dabei ging es auch um die Frage, welche Zielgruppen sich in welchem Angebot finden und für welche Menschen – Alter, Lebenssituation – derzeit gar nichts dabei ist. Wann treten die Menschen aus der Kirche aus? Wann kommen sie wieder? Wie sind sie zu halten und zu begeistern? Können Gottesdienste zugunsten anderer Angebote an weniger Orten im GPA stattfinden und dadurch mehr Tiefe und Qualität erhalten? Gerade das GPA mit seiner Vielfalt an Ressourcen könne sich als „Vollsortimenter“ in Sachen kirchliche Angebote präsentieren, war man der Meinung. Wie das Sortiment bestückt werden soll, bleibt dennoch eine Zukunftsaufgabe.

          Um die Kooperationen von Kirche mit Vereinen ging es in einem weiteren Block. Dabei zeigte sich, dass Kirche auch eine Funktion als Kulturträger in den Dörfern hat und gut mit Vereinen und anderen Gruppen zusammenarbeitet. Was auf der einen Seite befruchtet, könne auf der anderen Seite auch ein Buhlen um den Faktor Zeit und Engagement sein, dennoch wurde als klares Ziel formuliert, sich nicht gegeneinander auszuspielen und das Potenzial gemeinsamer Projekte zu nutzen. Die Erfahrung habe gezeigt, dass Kooperation positive Effekte für beide habe.

          Zwei weitere Gruppen beschäftigten sich zum einen mit der Bedeutung des Ehrenamtes in der Kirche – Wie kann das Ehrenamt das Hauptamt unterstützen und umgekehrt? -, zum anderen mit der Position der Pfarrerinnen und Pfarrer. „Wie muss das Gruppenpfarramt aufgestellt sein, damit auch in zehn Jahren noch gerne neue Theologen in die Region kommen“, lautete die Kernfrage dieser Gruppe.

          Am Ende des Tages konnte Olaf Petters feststellen, dass viele Fragen auf den Tisch gekommen waren, viele Ideen und ganz viel Herzblut von allen Beteiligten, denen ihre Kirche vor Ort wichtig ist. „Mut zur Veränderung“ stand als Quintessenz über diesem Tag, dessen Fragen nun zunächst übergemeindliche Arbeitsgruppen beschäftigen.

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