Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Tagesandacht in diesen Zeiten von Pfarrer Burkhard Sondermann

          Jesus kommt durch geschlossene Türen

          Am Morgen waren die Jünger am Grab Jesu gewesen. Sie konnten sich keinen Reim darauf machen, dass es leer war. Sie hatten Angst, die Behörden würden nach ihnen suchen. Deshalb blieben sie in ihrem Versteck und hielten die Türen geschlossen. Völlig verstört hockten sie seitdem zusammen.

          Ostern 2020: Wir sind nicht aus Angst vor Verfolgung in unseren Häusern geblieben. Wir sind daheim wegen Corona. Der Grund ist sehr verschieden. Aber die Situation ist ähnlich. Das Gefühl von Angst spielt auch mit. Denn wenn sich die Krankheit zu schnell verbreitet, könnten viele Menschen sterben. Wir haben nun schon ein paar Wochen mit spürbaren Einschränkungen hinter uns. Die ganzen Dinge, die wir in der Freizeit tun, gehen nicht. Ganz zu schweigen von der Existenzangst, die viele haben wegen Kurzarbeit, fehlender Kundschaft und drohendem Konkurs. Wir hocken zuhause und machen uns Sorgen. Wer durchdringt die Wände? Wann blüht das Leben wieder auf? Es hatte einen leicht bitteren Beigeschmack, am Oster-Morgen „Frohe Ostern“ zu sagen – der Familie, die in den eigenen vier Wänden bleiben muss, den Nachbarn über den Gartenzaun hinweg. Es klang nicht so fröhlich wie es sein sollte, eher trotzig. Wir konnten nicht im Frühgottesdienst Lieder singen und das Osterlicht weitergeben. Aber es scheint so, als müssten wir da durch.

          Die Jünger trauen sich nicht, aus der Wohnung zu gehen. Dann steht Jesus plötzlich vor ihnen und die Freude ist groß. „Friede sei mit euch!“ Aber Thomas will seinen Augen nicht trauen, als Jesus vor ihm steht. Erst will er die Finger in die Wunden legen, bevor er glaubt, dass es wirklich Jesus ist. Ich kann Thomas verstehen. Klar, dass er Jesus anfassen will. Aber hat er die Finger tatsächlich in die Wunde gelegt? Jesus hat ihn dazu aufgefordert. Aber wir erfahren nicht, ob er es wirklich getan hat. Stattdessen bricht plötzlich ein Bekenntnis aus Thomas heraus. Er sagt zu Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“

          Das Geheimnis der Auferstehung liegt in diesem Bekenntnis. Was Jesus passiert ist, betrifft Thomas. Es betrifft mich, meinen Glauben, meinen Gott. So ist Auferstehung auch: Ein verwandelter Blick auf die Welt. Und die Welt erscheint in einem neuen Licht. Wer durchdringt die Wände? Wann blüht das Leben wieder auf? Das Entscheidende in der Geschichte über Thomas und Jesus passiert, als die Haustür noch zu ist. Plötzlich aber hat die Seele eine Tür aufgetan. Das ist der Moment, den Thomas erlebt.

          Irgendwann werden sich auch unsere Haustüren wieder öffnen. Irgendwann werden auch die Restaurants, Kinos und kleinen Läden wieder aufmachen. In der Zwischenzeit ist die Liebe Gottes aber nicht tot. Sie findet einen Weg durch geschlossene Wände. Die Liebe Gottes kann trotzdem spürbar werden. In jedem von uns. Durch jeden von uns. Das hängt an diesem unbegreiflich lebendigen Gefühl für Gott, dieser Seelenöffner, der Türen und Wände durchdringt. Ich nenne ihn Hoffnung auf neues Leben. Ich nenne ihn inneren Frieden. Niemand kann ihn herbeizwingen. Ich kann nur sagen: Thomas und die anderen damals haben auch nicht damit gerechnet. Damals, als Jesus durch die geschlossene Tür kam und sagte „Friede sei mit euch!“      

           

          Bleiben Sie behütet,

          Ihr Burkhard Sondermann

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