Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Klimaprotest

          Mit Video: Hessenweit größte „Friday for Future“-Demo in Frankfurt

          Esther Stosch

          Am heutigen Freitag gingen weltweit junge Menschen auf die Straße, um für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren. Die hessenweit größte „Friday for Future“-Demo fand in Frankfurt statt. Engagement für eine saubere Umwelt – eine Sache, die sich auch mit dem evangelischen Glauben verbinden lässt?

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          Protestschild: " Klimaschutz ist Menschenschutz" Protestschild "Lasst uns was übrig" Protestzug vor U-Bahn-Station

           

           

           

           

          Von Sebastian Theuner

           

          Das Wetter wollte nicht so recht mitspielen an einem Tag, der doch eigentlich im Zeichen des kollektiven Umschwungs gestanden hatte. Der einen Sinneswandel in Sachen Klimawandel symbolisieren sollte. Der der Politik einen eindeutigen Handlungsauftrag übermitteln sollte. Doch vielleicht kam der strömende Regen über den Bankentürmen Frankfurts den Protagonisten der Veranstaltung, welche am Nachmittag den Straßenverkehr in der Mainmetropole mehrfach kurzzeitig zum Erliegen gebracht hatte, gar nicht ungelegen – zählen Überschwemmungen doch zu jenen gravierenden Folgen, auf die Wissenschaftler mit Blick auf den Klimawandel seit geraumer Zeit hinweisen. Doch in den Augen vieler Schülerinnen und Schüler gehen diese Warnsignale ins Leere.

           

          Seit Monaten demonstrieren Jugendliche

           

          Deshalb haben sie das Heft des Handelns nun selbst in die Hand genommen. Seit Monaten versammeln sich Jugendliche an Freitagen auf der Straße, um für eine nachhaltigere Klimapolitik zu demonstrieren. Die Schulbänke bleiben in dieser Zeit unbesetzt. Als Vorbild dient die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, die seit August des vergangenen Jahres freitags auf den Schulbesuch verzichtet. Anfangs hatte sie sich vor dem Stockholmer Parlamentsgebäude niedergelassen, und auf die Erwärmung des Klimas aufmerksam zu machen. Ihr Streik hat sich inzwischen zu einem weltweiten Phänomen ausgebreitet. Auch in zahlreichen deutschen Städten gingen Schülerinnen und Schüler unter dem Motto „Fridays for Future“ schon zu Hauf auf die Straße.

           

          Protest auf fünf Kontinenten

           

          Der heutige Freitag stand ganz im Zeichen des weltweiten Engagements junger Menschen. Im Rahmen eines globalen Schülerstreik gegen den Klimawandel wurde auf fünf Kontinenten zum Protest aufgerufen, im Vorfeld war von Demonstrationen in 1.200 Städten in insgesamt mehr als 100 Ländern die Rede. Wachrütteln, zum Handeln auffordern, das wollten an diesem Tag auch die Schülerinnen und Schüler in Hessen. In Kassel, Fulda, Gießen, Marburg oder Darmstadt wurden Proteste organisiert.  Die größte Ansammlung junger Klimaschutzbefürworter kam in Frankfurt, der bevölkerungsreichsten Stadt Hessens zusammen. Rund 6.000 Menschen sollen es laut Frankfurter Polizei gewesen sein.

           

          Bunte Regenschirme und Protestschilder

           

          Mit Plakaten und Schildern ausgestattet ziehen zahlreiche Gruppen, die aus dem Umfeld angereist sind, über die Bahnsteige des Hauptbahnhofs und der U-Bahnhöfe, um schließlich an der Bockenheimer Warte auf ihre Gleichgesinnten zu treffen. Dort dominieren zunächst bunte Regenschirme statt die teils kreativ formulierten Forderungen auf kunstvoll gestalteten Plakaten das Bild. Von ihrem Protest abhalten lassen sich die Jugendlichen aber nicht. Schon rund eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn der Demonstration gibt es rund um die Bockenheimer Warte kaum noch ein Durchkommen.

           

          „There is no Planet B“

           

          Und auch der Regenschirm wird zügig gegen die mitgebrachten Protestschilder eingetauscht. Was ist schon dabei, ein bisschen nass zu werden, wenn die Zukunft des Planeten auf dem Spiel steht? Das jedenfalls scheint das Credo der Schülerinnen und Schüler zu sein. Sie haben Sätze wie „There is no Planet B“ („es gibt keinen zweiten Planeten“) oder „We don’t have time, raise your voices, not the sea level“ („Wir haben keine Zeit, erhebt eure Stimmen, nicht den Meeresspiegel“), auch für vegane Ernährung wird geworben. „Wir sind die Zukunft“, begründet der 15-Jährige Simon Nitzel seinen Verzicht auf den Unterricht. Er ist auf die Straße gegangen, um sich politisch zu engagieren, um auf das immer wärmer werdende Klima auf der Erde aufmerksam zu machen. Am liebsten die gleich die ganze Welt retten möchte Lilli Gold. Doch welche Veränderungen ihr konkret vorschweben, kann die 17-Jährige nicht beantworten. „Wir wollen einfach Aufmerksamkeit“, sagt sie. In die gleiche Kerbe schlägt der 15-Jährige Lenny Barcas, er möchte in erster Linie von der Politik gehört werden.

           

          Unterstützung von vielen Seiten

           

          Auch wenn konkrete Forderungen in den Köpfen der Jugendlichen eher rar gesät scheinen – Unterstützung erhalten sie von vielen Seiten. „Ich finde das richtig gut“, betont die 70-Jährige Christa Petkovsek. „Danke an die streikenden SchülerInnen“ steht auf einem Schild, das sich die Rentnerin um den Hals gehängt hat. Die Politiker hält sie für fehl am Platz oder unwissend, deshalb hat sie die Hoffnung, dass die demonstrierenden Schülerinnen und Schüler sich Gehör verschaffen können. Doch auch sie würde sich wünschen, wenn die Jugendlichen ihre eigentlichen Ziele noch deutlicher formulieren würden.

           

          Klimapolitik soll „gerecht” sein

           

          Philipp Wagner verweist auf die Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles vom Pariser Klimaabkommen aus dem Jahr 2015. Der 21-Jährige ist Vorsitzender der evangelischen Jugendvertretung Darmstadt (EVJD). „Wir setzen uns letzten Endes dafür ein, dass das Ziel, welches sich die Politik selbst gesetzt hat, auch wirklich erreicht wird.“ Auch einen Kohleaussteig vor dem Jahr 2030 befürwortet er. Sein Engagement für den Klimaschutz bringt er auch mit seinem christlichen Glauben in Verbindung: „Ich glaube, dass wir als evangelische Christen uns ja vor allem für ein gerechtes Miteinander einsetzen, und dass wir nur gerecht und gut miteinander leben können, wenn wir auch eine gerechte Klimapolitik haben.“

           

          Streik muss wehtun

           

          Als Student ist er von der Schulpflicht nicht betroffen, jedoch viele seiner Mitstreiter – welche für ihr Fehlen im Unterricht von den Lehrern sanktioniert werden können. Wagner sieht das pragmatisch: „Ein Streik beinhaltet, dass es weh tut, deshalb streiken Schüler und Studenten, während sie eigentlich woanders sein sollten“. An so mancher Schule wird das Engagement der Jugend ohnehin liberal gehandhabt. Paul Harder, der das Friedrich-Dessauer-Gymnasium In Frankfurt-Höchst besucht und Stadtschülersprecher ist, sagt: „Unsere Schulleiterin findet das richtig gut.“ Vermerke oder Einträge hätten die Schülerinnen und Schüler nicht zu befürchten.

           

          Unterstützung von Studenten, Eltern und Rentnern

           

          Es ist kurz nach halb eins, als sich der Protestzug an der Bockenheimer Warte schließlich in Bewegung setzt. Ein Aufgebot der Polizei sorgt für freie Bahn auf der Bockenheimer Landstraße in Richtung der Alten Oper, von wo es anschließend weiter zum Römerberg geht. Rund zehn Minuten dauert es, bis der komplette Zug den Universitätscampus zu seiner Rechten sowie die Universitätsbibliothek zu seiner Linken hinter sich gelassen hat. „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“ schallt es aus Tausenden Kehlen von Schülerinnen und Schülern. Unterstützt werden sie von Studenten, Eltern und Rentnern.

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