Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Tilla Lotz feiert zehnjähriges Jubiläum als Dozentin im Selbstlernzentrum des Evangelischen Dekanats

          Online-Café, Meeting Point und Schule

          2021 war nicht nur ein weiteres Corona-Jahr, sondern ein Jahr, in dem viel passiert ist und sich viel bewegt hat. Für Tilla Lotz, Dozentin im Selbstlernzentrum (SLZ) des Evangelischen Dekanats Vogelsberg, war es das Jahr ihres 10-jährigen Dienstjubiläums. Anlass genug für einen Rückblick auf die Anfänge und die Entwicklung dieser sinnvollen Einrichtung, die im vergangenen Jahrzehnt einigen hundert Menschen Anlaufstelle war – und das längst nicht nur zum Deutschlernen.

          Gestartet ist das SLZ im September 2011 als ein Projekt des damals noch evangelischen Dekanats Alsfeld in den Räumen in der Alten Molkerei unter Beteiligung der Volkshochschule und gefördert von Hessischen Kultusministerium. Damals boten gemeinsam mit Tilla Lotz zahlreiche Ehrenamtliche Deutsch für Menschen mit Migrationshintergrund an, darunter viele Menschen, die als sogenannte Gastarbeiter im Land waren, oder Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. Bald kamen mehr und mehr Geflüchtete aus den arabischen Ländern nach Alsfeld und damit auch in das Selbstlernzentrum. Hier etablierten sich bald Partnerschaften, in denen eine Eins-zu-Eins-Begleitung beim Deutschlernen ermöglicht wurde. Neben der Hilfe beim Spracherwerb nahm zunehmend die Begleitung bei Alltagsfragen Raum ein: Handyverträge, Bewerbungsschreiben, Formulare oder amtliche Schreiben – in ihrer Not brachten die Menschen vieles mit in den Deutschkurs. Manches konnte schnell erledigt werden oder gehörte im weitesten Sinne auch dort hinein, wie etwa das Schreiben von Bewerbungen. Für viele andere Fragen wurden Partner gefunden: „Wir waren und sind mit vielen Beratungsstellen gut vernetzt“, erläutert Lotz, „gerade als im Dekanat selbst noch regelmäßige Beratungen für Geflüchtete sattfanden, waren die Wege kurz.“ Diese Art der verzahnten Kooperation, beispielsweise mit Pro Asyl, beschreibt Lotz als großen Gewinn für alle Beteiligten.

          Zu Beginn des SLZ standen den Schülerinnen und Schülern fünf große Rechner zur Verfügung, die VHS Frankfurt unterstützte mit der Lernsoftware „Tell me more“. „Von anfangs fünf bis acht Schülerinnen und Schülern stieg die Zahl in den Jahren um 2015/16 auf bis zu 40 an“, erinnert sich die Dozentin. Mit Hilfe von Spenden, beispielsweise von Unternehmen, die ihre ausgedienten Note-Books weggaben, konnte der technische Bestand des SLZ aufgerüstet werden. Den Menschen, die heute noch regelmäßig die Einrichtung besuchen, profitieren davon, wie gut sie sich entwickelt hat.

          Auf die vergangenen zwei Jahre blickt die Kursleiterin mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück: „Corona hat natürlich auch unsere Arbeit völlig verändert“, sagt sie. „Da während der Lockdowns im vergangenen Jahr überhaupt keine Präsenz möglich war, sind wir auf Distanzunterricht umgestiegen“, berichtet Lotz. Die unterschiedliche Medienkompetenz war nun eine weitere Herausforderung, die es zusätzlich zu den ohnehin sehr verschiedenen Grundvoraussetzungen wie Schulbildung, Alter, Arbeitsplatz, Kinderbetreuung noch zu bewältigen gab. Konnten bis zur Pandemie auch Kinder mit in das SLZ kommen, so war auch dies mit der Pandemie hinfällig. „Es war zwar besser als nichts, aber es war für viele von uns – sowohl auf Seiten der Freiwilligen als auch auf Seiten der Schülerinnen und Schüler – immer wieder sehr herausfordernd“, so Lotz‘ Einschätzung. Heute bieten sie und ihre ehrenamtlichen Mitstreiterinnen hybride Kurseinheiten an – auch das ist nicht immer einfach. Neue Plattformen wie „Zoom“ oder das eduPad haben sie sich erschlossen. „Wir sind ja alle keinen IT-Fachleute oder Medienprofis, aber wir haben viel gelernt und sind stolz, wie gut jetzt alles läuft.“ Dass es so gut läuft, hängt mit Lotz‘ unermüdlichem Einsatz zusammen, ist man sich beim Dekanat einig, und damit, dass sie auch aufgrund ihrer anderweitigen Dozententätigkeit stets am Ball der Entwicklungen bezüglich guten Lernens bleibt.

          Mit der Erleichterung der Pandemie-Regeln im Verlauf dieses Jahres wurde zunächst wieder einer von zwei wöchentlichen Terminen in den großen Konferenzraum im Dekanatsgebäude verlegt. Der andere blieb digital. Für 2022 soll es eine Strategie geben, die weiterhin zwei Tage abdeckt. „Wie das genau erfolgen kann, ist noch nicht ganz klar“, so Lotz, „vieles hängt ja auch noch an der pandemischen Situation.“

          Aktuell seien die Mehrzahl der Menschen, die das Angebot des Dekanats annehmen, Frauen. Die meisten von ihnen kommen aus dem Iran oder Afghanistan. „Die Männer kommen häufig nur, bis sie eine Arbeit gefunden haben – Job und lernen zusammen, zumal nachmittags, ist für viele oft nicht nötig. Dennoch kommen die meisten immer mal wieder: „Das SLZ ist mehr als eine kostenlose Schule“; so Lotz, „es ist Kontaktanlaufstelle für viele Fragen, und dient auch dazu, sich mit anderen zu treffen. Viele kommen auch zurück, wenn sie die Integrationskurse machen und ihr Deutsch auf Vordermann bringen müssen oder wenn sie die Schriftsprache erlernen wollen.“ Auch Vorbereitungskurse für die Prüfungsvorbereitungen zum Deutsch-Niveau B1 (den sogenannten BAMF-Abschluss) bietet das SLZ an. Oft kommen auch Menschen, ganze Familien mitunter, die die Computer nutzen wollen. „Wir sind ein bisschen alles“, fasst Lotz zusammen, was das SLZ ausmacht und was auch ihr und den Ehrenamtlichen große Freude macht: „Online-Café, Schule, Meeting-Point.“

          Für die Ehrenamtlichen ist die Arbeit – so bereichernd sie auch ist – stets auch eine Herausforderung: Nicht selten sind ihre Schülerinnen und Schüler von einer Woche zu anderen verschwunden. „Sie ziehen ohne Abschied um oder werden abgeschoben und wir bekommen gar nichts mit und wissen dann auch nicht mehr, wie es den Menschen geht.“ Das zu ertragen ist schwer, genauso wie die vielen individuellen Fluchtgeschichten, die während der immer vertrauter werdenden Beziehungen zur Sprache kommen.

          2021, im Jahr des zehnjährigen Bestehens und unter dem Eindruck der Pandemie haben sich sowohl die Gruppe der Lernenden als auch die der Begleiterinnen auf einem gut handelbaren Niveau eingependelt. Die Ausstattung stimmt, das Lernen mit der IT geht weiter und alle im SLZ blicken hoffnungsvoll ins neue Jahr. „Tilla Lotz ist das Gesicht unseres SLZ“, fasste Sylvia Bräuning es während der Online-Feierstunde zusammen. Sie habe alle Entwicklungen mitgetragen, sich Veränderungen nicht verschlossen und zahllose Menschen auf vielen Etappen ihrer Lernbiographie unterstützt.“

          Im Evangelischen Dekanat Vogelsberg hofft man, dass sie noch lange bleiben möge, denn ihre Unterstützung, ihre Expertise und ihre Geduld wären nur schwer zu ersetzen.

          Das neue Jahr wird mit zwei Schulungsterminen für das SLZ-Team starten. Das Selbstlernzentrum öffnet dann ab dem 25.01.22 wieder dienstags von 15.30 bis 18.30 Uhr und donnerstags von 15.30 bis 17.30 Uhr seine Pforten. Ob vor Ort beim Evangelischen Dekanat Vogelsberg Am Fulder Tor 28 in Alsfeld oder digital gestartet wird, ist vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängig und kann bei Ralf Müller unter 06631-9114918 oder ralf.mueller@ekhn.de erfragt werden.

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