Evangelisches Dekanat Vogelsberg

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanats Vogelsberg zu Ihnen passen. Wir sind jederzeit offen für Ihre Anregungen. Nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf.

          AngeboteÜbersicht
          Menümobile menu

          Tagesandacht in diesen Zeiten

          Mein Paradies

          Ich öffnete das kleine Gartentürchen mit seinen verwitterten Holzlatten. Schon stand ich auf einem der ausgetretenen Gartenpfade – links der alte Himbeerstrauch, der mich überragte. Ich war ca. einen Meter groß und befand mich mitten in meinem Paradies. Es war der Garten meiner Oma und meiner Mutter. Für sie war es eher ein Nutzgarten oder gar ein Arbeitsplatz.

          Bei mir trug ich mein kleines Schippchen und mein Sieb, womit ich die Gartenerde siebte. Ich liebte es, verträumt in einem Beet zu sitzen und die Erde in meinen Händen zu spüren. Ich empfand das sehr intensiv, da mein Blick damals noch nicht in die Weite, sondern genau auf diesen kleinen Fleck Erde direkt vor mir gerichtet war. Ich betrachtete jedes Steinchen, das ich heraussiebte und jeden Käfer, der vorbeikrabbelte. Die Käfer nahm ich immer auf die Hand, um ihre klammernden Beine zu spüren und sie genauestens betrachten zu können. Ich beobachtete die Würmer und wie sie sich anstrengten, wieder in die Erde zu kommen, wenn ich sie herausgebuddelt hatte.

          Ich sah den Vergissmeinnichtbusch direkt neben mir, der mir ziemlich groß erschien, da ich ja noch relativ klein war. Ich betrachtete die einzelnen kleinen hellblauen Blütenblättchen mit ihren gelben Punkten in der Mitte. Ich roch an den Stiefmütterchen und liebte diesen Duft über alles. Manchmal schließe ich heute die Augen, wenn ich an einem Stiefmütterchen rieche, um exakt den Moment von damals noch einmal aufleben zu lassen, den Moment mit genau dem Gefühl und dem Geruch von damals. Sehr selten gelingt es mir für den Bruchteil einer Sekunde. Dann bin ich für diesen kleinen Moment das kleine Mädchen von damals mit seiner Liebe zu diesem Garten, der längst nicht mehr da ist.

          Ich liebte die Johannisbeersträucher, deren Beeren damals so besonders schmeckten, die gelben ganz anders als die roten und die schwarzen wieder ganz anders. Es war meine besondere Welt, in der selbst meine Oma und meine Mutter manchmal für mich nicht mehr sichtbar waren, da ich voll und ganz in mir versunken war.

          Eine Traumwelt, die mitten in der Realität entstand. Die Kunst mitten im Leben schnell in einen Traum zu schlüpfen, einen Moment intensiv zu erleben, habe ich mir bewahrt. Und ich bin mir sicher, dass ich in diesen Momenten ganz nahe bei Gott bin. "Und ihr werdet mich suchen, und ihr werdet mich finden, wenn ihr nach mir fragt mit eurem ganzen Herzen" Jeremia 29,13

          Vielleicht versuchen Sie es auch einmal, mit Haut und Haar und allen Sinnen ganz in einen Moment einzutauchen, der Ihnen an Leib und Seele guttut und in dem Sie dem Himmel ganz nah sind. Ich wünsche Ihnen, dass es gelingt.

           

          Helga Schäfer

          Diese Seite:Download PDFDrucken

          to top