Frühjahrssynode des Evangelischen Dekanats Vogelsberg fasst zukunftsweisende Beschlüsse und verabschiedet Haushalt
Dekanat fordert mehr Sachmittel von Landeskirche
14.03.2023 ts Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Mit den Beschlüssen zur Schaffung einer Gemeindeübergreifenden Trägerschaft (GüT) der evangelischen Kitas, dem Umzug der Kirchengemeinde Nieder-Ohmen in das Dekanat Gießener Land und der Forderung nach mehr Sachmitteln von der Landeskirche standen wegweisende Beschlüsse an. Auch die Informationen über die zu bildenden Nachbarschaftsräume, über die auf der Herbstsynode beschlossen werden soll, waren von großer Bedeutung.
Den Start machte wie gewohnt eine Andacht. In der Storndorfer Kirche baten Pfarrerin Nena Raab, Pfarrer Jürgen Pithan und Sophia Reis vom Kirchenvorstand um den Mut, Veränderung zu wagen: „Geliebtes lassen, damit Neues wachsen kann, schwere Entscheidungen treffen, damit der Heilige Geist wieder Licht und Luft hat.“
Sylvia Bräuning, ehrenamtliche Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstandes (DSV), begrüßte unter den Anwesenden Dekanin Barbara Lang aus dem Dekanat Gießener Land, Armin Habermann, Leiter der Regionalverwaltung, Petra Jahnel von der Mitarbeitendenvertretung, Hedwig Kluth vom katholischen Pastoralraum, Peter Pfeiffer, Leiter des Beratungszentrums Vogelsberg sowie Fred Weißing, Leiter des regionalen Diakonischen Werks. Aus der Kirchenleitung war die Synodale Ute Ehlert als ehrenamtliches Mitglied vertreten, des Weiteren waren Mitglieder der Evangelischen Jugend vor Ort. Online zugeschaltet waren aus dem Zentrum Bildung Vera Bickel und Thomas Dörr, die den Tagesordnungspunkt „GüT“ begleiteten.
Blick in die Region
Unter dem Tagesordnungspunkt „Blick in die Region“ stellten die Pfarrerinnen Dorothea Witznick und Dorothee Tullius-Tomašek gemeinsam mit den Kirchenvorstandsmitgliedern Claudia Hohmann und Volker Karl das Gruppenpfarramt vor: Gegründet vor vierundfünfzig Jahren, dient es heute noch als Beispiel für eine gelungenen Kooperation von Gemeinden und kann damit viele interessante Anhaltspunkte für die im Rahmen des Zukunftsprozesses der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zu bildenden Nachbarschaftsräume bieten.
Bericht der Präses
In ihrem Bericht ging Präses Sylvia Bräuning unter anderem auf Personalia und die Bildung von Steuerungsgruppen zur GüT und für die Nachbarschaftsräume ein. Sie Sie wies die Gemeinden auf die Möglichkeit hin, Gelder aus dem Transformationsbudget zu beantragen, das die Landeskirche für den Reformprozess bereitstellt, und betonte die finanzielle Unterstützung der Gemeinden durch das Dekanat bei der Erstellung der Grundsteuererklärung und der Durchführung der geplanten Tauffeste. Sie berichtete von teambildenden Maßnahmen sowie verschiedenen Beschlüssen und Aktivitäten. Interessant dürfte sein, dass allein im vergangenen Jahr acht Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand verabschiedet, jedoch nur einer ordiniert wurde.
GüT soll kommen
Den Beschluss, im evangelischen Dekanat auf die Errichtung einer GüT zuzugehen, fasste die Synode fast einstimmig. Der Vorteil liegt offenbar auf der Hand: Weniger Verwaltungsarbeit für Pfarrpersonen und Verwaltung, dafür mehr Zeit für geistliches Arbeiten. Dekanin Dr. Dorette Seibert sah dies angesichts der weiterrollenden Pensionierungswelle als wichtiges Kriterium und versprach, für die Verwaltungsstunden, die bei Schaffung einer GüT von den Kirchengemeinden auf das Dekanat und dort auf die Sachbearbeitung in der GüT-Stelle übergehen, gute Lösungen zu finden, mit denen alle zufrieden sein könnten.
Sieben Nachbarschaftsräume
Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde Pfarrer Gerrit Boomgaarden für seinen scheidenden Kollegen Alexander Starck in den DSV gewählt; danach stellte Dekanin Dr. Dorette Seibert die aktuellen Überlegungen zur Bildung der Nachbarschaftsräume vor. Alle möglichen Verbindungen seien derzeit wohlüberlegt und stünden auch mit Blick auf die anstehende Neubemessung der Pfarrstellen auf soliden Füßen. Künftig sollen in sieben Regionen Verkündigungsteams, bestehend aus mindestens drei Pfarrpersonen, einer Musikerin oder einem Musiker sowie einem oder mehreren Gemeindepädagogen, aktiv sein. Ebenfalls in die Überlegungen zur Neustrukturierung der lokalen, regionalen und überregionalen Kirche fällt der Antrag Nieder-Ohmens, aus dem Dekanat Vogelsberg aus- und in das Dekanat Gießener Land einzutreten. Pfarrer Nils Schellhaas begründete diesen Wunsch mit der sozialräumlichen Anbindung, die die Gemeinden eher nach Mücke, Grünberg und Gießen tendieren lässt als nach Alsfeld, Lauterbach oder Fulda. Die Synode stimmte diesem Ansinnen zu.
Auch der Haushalt wurde einstimmig beschlossen: Er ist mit knapp zwei Millionen Euro im üblichen Rahmen, wie Bräuning betonte, auch wenn ein geringer Ausgleich mit einer Entnahme aus den Rücklagen erfolgen muss.
Nach der Vorstellung des Evaluationsverlaufs des Konzepts des Gemeindepädagogischen Dienstes, stellte Pfarrer Frank Hammel die Bernsburger Klimagruppe vor und lud alle Interessierten zur Mitwirkung ein. Die Gruppe beschäftigt sich undogmatisch und glaubensübergreifend mit realistischen Mitteln zum Klimaschutz.
Mehr Sachmittel gefordert
Interessant wurde es, als Dekanin Seibert den Antrag stellte, bei der Kirchenverwaltung Personalmittel für nicht besetzte Pfarrstellen in Sachmittel umzuwandeln, über die das Dekanat dann entscheiden könnte. Geplant ist dieser Schritt unter verschiedenen Voraussetzungen ohnehin ab dem Jahr 2028, der Vogelsberg möchte jedoch eine frühere Umsetzung bereits im Jahr 2024 erwirken. Dieser Idee schloss sich die Versammlung an, sodass nun ein entsprechender Antrag an die Landessynode geht.
Mit einer Information zum Umgang in den Dekanaten mit dem Schutz des Kindeswohls auf der einen Seite und mit Verdacht auf Missbrauchsfälle auf der anderen Seite, machten die Kindeswohlbeauftragten Jutta Steckenreuter und Valentin Zimmerling, beide Dekanatsjugendreferenten, auf dieses Thema aufmerksam. Alle Kirchengemeinden sind verpflichtet, ein Konzept zu erarbeiten oder sich dem des Dekanats anzuschließen und verantwortliche Personen zu benennen.
Gegen Ende der Synode stellten sich noch die frischgewählten Jugendvertreter vor: Finnja Richter, Philip Sorg und Frieda Schmelzer möchten sich hier gemeinsam mit den regionalen Geschäftsführerinnen der Evangelischen Jugend im Vogelsberg, Claudia Fischer und Jutta Steckenreuter engagieren.
Den Abschluss der Synode bildete ein Abschied: Die Verwaltungsfachkraft Rita Riek verlässt nach fast zwanzig Jahren das Dekanat und geht im Sommer in den Ruhestand. Mit stehendem Applaus dankten die Anwesenden ihr für ihr langes, verlässliches, kompetentes und stets wohlwollendes Wirken.
Die nächste Dekanatssynode findet am 18. November statt.
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