Sonntagsgedanken

YOLO

Mit ihren Sonntagsgedanken geben uns Menschen aus dem haupt- oder ehrenamltichen Verkündigungsdienst im Dekanat Vogelsberg jede Woche einen Impuls mit ins Wochenende. Heute: Nils Schellhaas, Pfarrer in Mücke und Nieder-Ohmen

29.06.2023 ts Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback

YOLO eine Abkürzung, genauer ein Akronym, für den englischen Satz „You only live once“, zu dt. „Du lebst nur einmal“ - Jugendwort des Jahres 2012 und ein Teil des aktiven Wortschatzes der Jugendsprache. Man lebt in der Tat nur einmal. Anders als Katzen oder Computerspielfiguren haben wir Menschen nur ein einziges Leben, nur eine Lebenszeit, die wir mehr oder weniger frei gestalten können. YOLO hat allerdings eine etwas andere Bedeutung. Der Reiz des Verbotenen, des Gewagten steckt dahinter. So nach dem Motto: „Man lebt schließlich nur einmal“. Wenn ich nur dieses eine Leben habe und spätestens nach einigen Jahrzehnten alles wieder rum ist, dann drängt die Zeit. Alles, oder doch mindestens so viel wie möglich, aus diesen Jahren herauszuholen – das ist vielleicht die größte Versuchung im Leben.

Befreiend ist es, was der Glaube sagt: Ich glaube an das ewige Leben. So sagen wir in der Kirche, wenn wir das Apostolische Glaubensbekenntnis sprechen. Der Realität des einen, endlichen und kurzen Lebens setzt der Glaube die Hoffnung entgegen: Deine Lebenszeit ist endlich, aber die Ewigkeit hat Raum für Dein Leben. In diesen Tagen wurden und werden an vielen Orten Tauffeste gefeiert. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat dazu eingeladen. Im weißen Taufkleid halten wir die Kinder über das Taufbecken und noch später im Leben kommen Menschen zur Taufe. In der Taufe erhalten sie Anteil am Leben Gottes, am ewigen Leben, das aus Gott strömt. Mit Christus erstehen sie aus dem Tod zum ewigen Leben. Deshalb entzünden wir Taufkerzen auch an der Osterkerze. Sie ist ein Symbol für den, der sein Leben hingegeben hat für andere und doch das Leben gewonnen hat, als erster die Grenze unseres beschränkten Menschenlebens überschritten hat. Jesus Christus ist der Erste, der die Grenze des Todes für immer überwunden hat. Die Grenze des Todes, die Eingrenzung unserer Lebenszeit, verliert an Bedeutung, wo die Ewigkeit in den Blick gerät und wir in Gott ein Teil von ihr sein dürfen.