Sonntagsgedanken
Zum Preisen geschaffen ..
02.06.2023 ts Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Ein schöner Frühlingsmorgen, die Straße frei, ich brause in meinem alten Opel fröhlich meinen Weg dahin. Dann aber: Ein Schlepper, ein Ladewagen, groß grün-rot und vot allem – langsam …
„Grr! Verdammt! Ich hab´s doch eilig …“ , so schießt es mir zuerst in den Sinn. Nach einem Moment meldet sich dann die politisch-korrekte Moral: „Du willst doch auch essen. Dazu braucht es Landwirtschaft. Sogar die industrielle. Und ein Pferdefuhrwerk mit Heuwagen wäre noch langsamer.“
Dabei könnte es bleiben, bei Resignation mit aufgepepptem Gewissen. Aber, ich fahre ja langsam, meine Blicke schweifen, ich sehe: Einen Storch rechts, ein Fuchs links auf der Wiese und darüber schwebt ein Roter Milan. Ich sehe: „Gott, ist Deine Welt schön!“
Ein paar Tage später. Ich bin zu einem Geburtstagsessen in die „Linde“ nach Altenschlirf eingeladen. Habe mich abgehetzt, um pünktlich zu sein, und kriege nun gesagt: „Sie sind eine halbe Stunde zu früh!“ Statt also gleich netten Menschen zu begegnen, mich an Vorspeise und leckerem Wein zu erfreuen – erst einmal: Warten!
Also raus aus dem Restaurant, durchs Dorf geschlendert. Verweilen an den idyllischen Schrittsteinen über die Altefell. Weitergehen. Auf der Brücke gießt eine Frau die öffentlichen Blumenkästen. Wir kommen ins Gespräch; sie erzählt, mit welcher Freude sie diesen Dienst für die Schönheit des Dorfes leistet. Und ich? An diesem Menschen, an den blühenden Blumen, am Blick auf die dahinfließende Altefell freue ich mich. Die Wartezeit ist Zeit der Freude.
Schließlich der Sonntagabend, das festliche Pfingstkonzert der Lauterbacher Musiktage, Haydns Schöpfung. Schon die ersten Tonfolgen schlagen mich in den Bann – hineingerissen werde ich in Haydns und Gottes wunderbare Schöpfung. Und schließlich sing mir der Engel Raphael in dieser Schöpfung zu, was der Mensch sein soll, was ich sein soll:
„ … das Geschöpf,
das Gottes Werke dankbar sehn,
des Herren Güte preisen soll.“ .
(G. van Swieten)
Ja, wozu sonst ist uns Zeit gegeben?
Zeit, wenn ich erkenne , daß ich Zeit habe, daß mir Zeit gegeben wird, dann glaube ich: Es ist Zeit zu danken. Es ist Zeit zu loben, zu preisen! Es ist Zeit, zu lieben! Gott sei Dank!
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Ich wünsche Ihnen:
Schlepper im Weg,
falsch eingetragene Termine,
stimmende Musik –
und:
Genießen der geschenkten Zeit
zum Dank,
zur Liebe,
zur Freude!
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