Perspektiven für Posaunenchorarbeit in Oberhessen
„Die Bläserinnen und Bläser verbindet ein besonderer Geist“
Foto: Fundus, Immanuel Malcharzyk
05.05.2025
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Die Kirchen sind in Bewegung – der Zukunftsprozesse ekhn2030 der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bewertet vor dem Hintergrund sinkender Mitgliederzahlen auf der einen Seite und fehlender Pfarrpersonen auf der anderen Seite Strukturen und Angebote. Gebäude, Pfarrstellen, Mitarbeitende, Verwaltung – es gibt keinen Bereich, den die Arbeitsgruppen der Kirchensynode in den vergangenen Jahren nicht angeschaut hätten – auch die Kirchenmusik gehört dazu. Schon sehr früh wurde beschlossen, dass die die hauptamtlichen Landesposaunenwarte durch einen oder eine Posaunenchor-Referenten oder -Referentin ersetzt werden sollen – analog der bereits abgeschlossenen Entwicklung in der Chormusik.
Nun wird sich dieser Prozess, bedingt durch die Kündigung des letzten verbliebenen Landesposaunenwartes Albert Wanner seitens der EKHN, beschleunigen. Die Posaunenchöre der Region sehen dies mit Sorge und haben ihren Unmut in den letzten Wochen vielfach öffentlich kundgetan. „Das ist verständlich und es steht den Bläserinnen und Bläsern auch zu, sich zu äußern“, sagt Dr. Dorette Seibert, Dekanin des Evangelischen Dekanats Vogelsberg, das über eine überaus aktive und engagierte Posaunenchor-Szene verfügt. Über die arbeitsrechtlichen Gründe, die zur fristlosen Kündigung des Landesposaunenwarts geführt haben, könne man sich nicht äußern, dennoch zeigten Seibert und ihr Kollege Dekan Volkhard Guth aus dem Dekanat Wetterau sich zuversichtlich, dass die erfolgreiche Posaunenchorarbeit in den Gemeinden weitergehen kann: „Die Posaunenchorarbeit in der Region steht und fällt mit den Menschen vor Ort“, sagt Seibert. „Ich sage dies, weil mir die Posaunenchorarbeit sehr am Herzen liegt und ich weiß, was sowohl die Chorleiterinnen und Chorleiter als auch die Bläserinnen und Bläser leisten.“
Mit der Schaffung einer Referentenstelle für die Posaunenchorarbeit schaffe die EKHN Perspektiven. Seibert dazu: „Die Streichung der Posaunenwartstellen ist schon seit vielen Jahren geplant. Aufgrund der Kündigung von Herrn Wanner wird die Einsetzung eines Posaunenchorreferenten – ebenfalls ein anerkannter Bläser, der bei größeren Anlässen auch die Posaunenchorarbeit vor Ort begleiten kann –vorgezogen und wir sind zuversichtlich, dass die Stelle noch im Sommer besetzt werden kann“, heißt es aus dem Dekanat Vogelsberg nach Rücksprache mit Landeskirchenmusikdirektor Stefan Küchler. Man könne sich durchaus vorstellen, dass der Weggang eines langjährigen Begleiters die Menschen traurig mache und verunsichere, nichtsdestotrotz böten sowohl das Posaunenwerk als auch das Zentrum Verkündigung der EKHN sowie die Dekanate und Gemeinden Anlaufstellen für viele Anliegen der Chöre.
Die Wertschätzung gegenüber den Menschen, die in ihrer Freizeit musikalisch Gotteswort verkünden, die viele Gottesdienste begleiten und eine so erfolgreiche wie nachhaltige Jugendarbeit betreiben, drückt sich nach Angaben der Vertreter in den Dekanaten auch dadurch aus, dass sowohl die Landeskirche als auch die Dekanate und die Gemeinden die Posaunenchorarbeit eifrig unterstützen: „Selbstverständlich finanzieren die Dekanate und Kirchengemeinden die Chorleitenden und stellen Räumlichkeiten und Noten zur Verfügung und sie tun dies gerne, weil es eben Kirche ist“, weiß Pfarrer Michael Koch aus Homberg/Ohm aus eigener Erfahrung. Landesmusikdirektor Stefan Küchler verweist darauf, dass auch im künftigen Referat für Posaunenchorarbeit Lehrgänge und Ausbildungen für Chorleitende sowie Ausbilderinnen und Ausbilder angeboten werden. So soll es im kommenden Jahr auch wieder einen Osterlehrgang des Posaunenwerks der EKHN geben. Stefan Küchler: „Wir als Kirche haben ein gemeinsames Anliegen: Wir möchten die Bläserei auf allen kirchlichen Ebenen weiterhin fördern. Die Posaunenchöre sind für unsere Gottesdienste und das Gemeindeleben enorm wichtig.“
Dass der Weggang von insgesamt drei Posaunenwarten mit dem Einsatz eines Referenten nicht vollständig kompensiert werden könne, liege auf der Hand, daher möchte beispielsweise das Dekanat Vogelsberg die dort nach wie vor angestellten Kantorinnen und Kantoren noch mehr mit den Posaunenchören vernetzen. „Hierzu soll es schon bald ein Treffen mit unserem Dekanatskantor Simon Wahby und den Chorleitenden geben“, kündigt Seibert an. Darüber hinaus könnten die Posaunenchöre in den Gemeinden Gelder beantragen, die sie für die ihre musikalische Arbeit, beispielsweise Fortbildungen, benötigen. Das Dekanat selbst fördert Maßnahmen wie den Osterlehrgang von BrassBook oder auch das für den Sommer in der Schlitzer Landesmusikakademie geplante Brasscamp des Vereins, der sich außerhalb der Landeskirche der Förderung der Nachwuchsarbeit in den hiesigen Posaunenchören verschrieben hat. „Wir möchten damit einen aktiven Beitrag leisten und zeigen, dass wir zu unseren Posaunenchören stehen“, so der stellvertretende Präses des Dekanats Vogelsberg Martin Reibeling.
„Wenn man in den Posaunenchören unterwegs ist und sieht, welche Spielfreude und Gemeinschaft dort herrscht, dann spürt man, welcher Geist die Bläserinnen und Bläser verbindet. Und man kann sicher sein, dass dieser Geist nicht an einer Person hängt“, sagt Seibert. „Gleiches gilt für die Wertschätzung, die die Menschen in den Gemeinden und in der Landeskirche den Posaunenchören und allen anderen ehrenamtlich Musizierenden und Singenden entgegenbringen. Daher sind wir sehr zuversichtlich, dass gerade die Posaunenchöre weiterhin ein bedeutender und sehr lebendiger Bestandteil des kirchlichen Lebens in den Gemeinden und ganz besonders bei uns in Oberhessen bleiben werden. Unsere Türen sind für alle Fragen und Anliegen geöffnet.“
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