Julia Marburger wird Pfarrerin in Crainfeld – Einführung am 25. August um 14 Uhr
Ländliche Räume gut bespielen
(© T. SchlittJulia Marburger auf den Treppenstufen der Kirche in Crainfeld.13.08.2024 ts Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
„Ich bin am Fuß der Schwäbischen Alb aufgewachsen“, erzählt die 37-Jährige ohne Umschweife, und vieles von dem, was sie während ihrer ersten Besuche im Vogelsberg sah, hat sie an die alte Heimat erinnert. „Als ich zum ersten Mal auf dem Hoherodskopf war – im Winter – und dort den Schnee und die unglaubliche Aussicht genossen habe, das war traumhaft schön.“ Ob da schon ihre Entscheidung gereift war, sich in eine wirklich, wirklich ländliche Kirchengemeinde zu begeben, dorthin, wo es im Winter mit der Mobilität schwierig wird und wo man auch im Sommer nicht allzu sehr auf den ÖPNV setzen sollte, das weiß man nicht. Jedenfalls ist sie nun da, hat sich das Gemeindehaus soweit erobert, wie es sein muss, wenn man hauptsächlich pendeln will, und hat auf vielen kleinen Gängen durch den Ort - zu Beginn noch inkognito - Gespräche geführt, die sie bestärkt haben, dass das Kirchspiel Crainfeld ihre neue Kirchengemeinde werden soll.
Und Angebote gab es wahrlich genug, denn (junge) Pfarrerinnen und Pfarrer sind knapp, und vakante Stellen gibt es viele. Während es viele der jüngeren Kolleginnen und Kollegen in die Städte oder Metropolen zieht, stand für Julia Marburger und ihre Frau Carina Schmidt-Marburger von Anfang fest, dass sie die ländlichen Strukturen stärken wollen. Carina Schmidt-Marburger ist Pfarrerin in der Gemeinde WORM an der Wetter bei Laubach. Wem ihr Name bekannt vorkommt: Sie war bis 2021 ein halbes Jahr lang Vakanzvertreterin im Dekanat Vogelsberg, und zwar in Billertshausen.
„Wir sehen Veränderungen kommen, und wir möchten die Menschen gerade hier begleiten, denn der ländliche Raum wird an vielen Stellen der Entscheidungsgremien zu wenig mitgedacht. Dabei müssen gerade die ländlichen Räume gut bespielt werden, denn: Wenn wir als Kirche hier nicht mehr präsent sind, wer wird dann vielleicht unseren Platz einnehmen?“, fragt sich die Pfarrerin. Gerade in den Dörfern seien die Menschen der Kirche noch viel mehr verbunden als in den Städten. Marburger ist überzeugt: Der ländliche Raum hat Chancen, weil er andere Dinge im Fokus hat. „Hier nehme ich ganz besonders einen sozialdiakonischen Schwerpunkt war, und das gefällt mir.“ Von ihrem Kirchenvorstand und den Gemeindegliedern möchte sie sich zeigen lassen, was es im Dorf schon gibt, was ihnen wichtig, wer die Akteure und welche die Themen sind.
Dass sie Pfarrerin wurde, war ihr nicht in die Wiege gelegt, vielmehr tendierte sie als Schülerin eher in den Bereich Forstwirtschaft. Doch nach ihrem Freiwilligen Ökologischen Jahr in einer evangelischen Kirchengemeinde, die insbesondere mit ihrer Jugendarbeit begeisterte, ging sie an die Universtäten in Mainz, Marburg und Münster, um Theologie zu studieren. Ihr Vikariat absolvierte sie in Kleinlinden. Ihre erste Stelle als Gemeindepfarrerin hatte Julia Marburger schließlich in der Wetterau in den Gemeinden Melbach und Södel. Nach zwei Jahren folgte sie einem Ruf ihres ehemaligen Professors und hing den Talar erst einmal wieder weg. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin verfasste die Theologin neben ihrer Tätigkeit ihre Doktorarbeit, die sie im September abgeben wird. Auch darin geht es um Jugendliche, deren Themen der jungen Pfarrerin sehr wichtig sind. Sie freut sich darauf, im Hohen Vogelsberg auf ein gutes Netzwerk zu treffen, das schon jetzt sehr aktiv in der Jugendarbeit ist. Auch die Bildungsarbeit hat für sie eine hohe Priorität, denn „Bildung ist ja eine evangelische Tradition.“ Hierzu gehört für Marburger auch die Tradition der Posaunenchöre in der EKHN (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau), deren Musiker zumeist in den Posaunenchören auch ausgebildet werden. Daneben ist sie für alle Themen in der Gemeinde offen – in der sie übrigens nicht wohnen wird, da sie bereits mit ihrer Frau in Wetterfeld im Pfarrhaus lebt. „Ich bin Pendelpfarrerin, aber ich richte mir gerade für die Wintermonate ein kleines Zimmer als Schlafgelegenheit im Gemeindehaus ein – man weiß ja nie.“ Dass der Kirchenvorstand sich auf dieses Modell eingelassen hat, zeige seine Problemlösungskompetenz, sagt die Pfarrerin. Und das mag Julia Marburger. Außerdem mag sie Sport: Ihre Laufsachen hat sie immer dabei, um freie Zeit auszunutzen: „Laufen kann man immer und überall – das ist das Schöne.“ Was sie nicht mag, sind Nüsse. Viel mehr noch hat sie eine hochgradige Nussallergie, wegen derer sie stets eine Tasche mit ihrem Notfallset dabeihat. Sie lacht: Man kriegt ja als Pfarrerin viel angeboten und ich nehme auch alles gerne – nur eben nichts mit Nüssen.“
Wer mehr über die neue Crainfelder Pfarrerin erfahren möchte, kann dies u.a. beim Einführungsgottesdienst am 25. August: Dann findet um 14 Uhr die Amtseinführung der Pfarrerin in der evangelischen Kirche statt. Für Julia Marburger beginnt eine tolle Zeit, wie sie es selbst empfindet: „Ich freue mich total!“
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