Fachwerkkirche Lautertal-Meiches
Die Dorfkirche aus der Zeit des 30‑jährigen Krieges wurde durch den Ausbau einer Scheune geschaffen und zählt damit zu den ältesten im Vogelsberg. Die lateinische Bauinschrift im Sturz des farbigen Eingangsportals, zu dem eine sechsstufige Sandsteintreppe führt, besagt: "Diese Kapelle wurde dem einen Gott zur höchsten Ehre mit göttlicher Hilfe errichtet in der Zeit als Johannes Camerarius Pfarrer war. Conrad Jüngster und Heinrich Reining, Hans Finck und Hans Went waren die Baumeister. Conrad Volman war der Architekt. Sie wurde am 1. August Anno Domini 1627 eingeweiht."
Der rechteckige, zweigeschossige, allseits hellgrau verschindelte und passend mit Schiefer eingedeckte Fachwerkbau wirkt von außen, auch durch die gleichmäßige Anordnung der Fenster, fast wie ein Wohnhaus. Ein geschlossener Treppenanbau, der 1884 erneuert und 1972 erweitert wurde, führt an der nordwestlichen Längsseite zu der dreiseitigen Empore. Das Ziffernblatt einer alten Kirchenuhr mit der Jahreszahl 1627 ziert die Giebelwand linksseitig über dem Eingang. Der im quadratischen Ansatz etwas zu groß geratene Dachreiter mit achteckiger, bekrönter Haube und zweiseitiger "Turm"-Uhr wurde erst 1820 über dem Altar aufgesetzt.
Die Flachdecke wird von zwei Längsunterzügen getragen, die auf kräftigen Holzstützen nahe des Altars ruhen. Die zentral an der flachen Chorwand hinter dem Altar positionierte, reichverzierte Kanzel (um 1733) und der vieleckige, kelchförmige Taufstein mit lateinischer Umschrift (von 1637) sind noch im Original erhalten. Die Empore zeigt umlaufend in 21 Feldern der Brüstung Malereien auf Leinwand, die 1749 "angeschafft" wurden und aus verschiedenen Händen stammen. Die Bilder (Porträts aus Altem und Neuem Testament, sowie Luthers und Melanchthons) sind von überraschend guter Qualität. Die Längsseiten der beiden dreisitzigen Emporen sind 1867/ 68 schmaler werdend verlängert worden.
Die Orgel auf der Eingangsempore ist von 1839; der schlichte Prospekt wird durch vier glatte Pilaster gegliedert. Eine grundlegende Renovierung der Kirche gab es im Jahre 1995; das Kircheninnere ist in angenehm hellen und dunklen Grautönen gestrichen (vgl. dazu Dehio I, S. 645, Fachwerkkirchen in Hessen, S. 74, Landesdenkmalpflege Hessen, Begründung zur Einstufung als Kulturdenkmal vom 28. 5. 2010).
Quelle: Schmid, Rainer: Fachwerkkirchen im Vogelsberg - ein Reisehandbuch; 2., akt. u. erw. Aufl. 2015, S. 79 f., Mühlheim a. M., Eigenverlag.
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